Helmut Augustiniak
Denkmäler in Ketzin

Kriegerdenkmal im Jahre 1928
Am 1. März 1871 zogen die siegreichen deutschen Truppen in Paris ein. In Deutschland wurden daraufhin Ehrenmale in den vielfältigsten Formen errichtet. 
Dem verschloss sich auch Ketzin nicht. Der Führer des Ketziner Kriegervereins Postverwalter Wilhelm Steghuber teilte dem Magistrat am 11. März 1871 mit, dass er die Absicht habe, eine Friedenseiche auf dem Marktplatz zu pflanzen und ihm der Standort dafür mitzuteilen sei. Der Magistrat machte die Pflanzung zu seiner eigenen Sache und am 22. März, dem Geburtstag von Kaiser Wilhelm I., wurde unter Anteilnahme hunderter Ketziner Bürger der Baum gepflanzt. Der Bürgermeister hielt die Festrede, ein Bürger, dem kurz vorher das „Eiserne Kreuz“ verliehen wurde, legte eine versiegelte Flasche mit Nachrichten über Ketzin in die Pflanzgrube und der Ortspfarrer segnete den Baum. Diese Eiche steht noch heute, 140 Jahre nach ihrer Pflanzung, auf dem Marktplatz und umschließt mit ihren Wurzeln die Flasche mit Nachrichten aus Ketzin.
25 Jahre nach dem Deutsch-Französischem Krieg war Deutschland übersät mit Denkmälern, Gedenksteinen und Gedenktafeln an die vergangenen preußisch-deutschen Kriege. Ketzin hatte nun Nachholbedarf. Am 29. Juli 1895 schreiben der Krieger – und der Krieger- und Waffengefährten verein an die „werten Mitbürger“, dass 25 Jahre nach dem Sieg über Frankreich doch für ein Kriegerdenkmal gespendet werden soll. Schon am Sedantag, dem 2. September 1895 sollte die Grundsteinlegung dafür erfolgen. Doch die Spenden dafür flossen spärlich. Nur drei der 11 Ziegeleibesitzer gaben 100,00 RM, alle übrigen zwischen 10,00 und 50,00 RM. Erstaunlich viele Handwerksmeister hatten nicht gespendet. Von der Grundsteinlegung zum vorgesehenen Termin musste Abstand genommen werden. Der Steinmetzmeister Busch forderte für die Herstellung des Denkmals 1213,00 RM, durch Spenden standen aber nur 946,35 RM zur Verfügung. Am 22. August 1895 beschloss der Magistrat, dass die Stadt die fehlenden Kosten übernimmt und am 29. Oktober 1895 genehmigte die Stadtverordnetenversammlung den Denkmalsbau auf dem Marktplatz. Die Einweihung erfolgte am 10. Mai 1896. Am Denkmal angebracht waren Tafeln mit den Namen gefallener Ketziner Bürger aus dem Krieg gegen Dänemark 1864 und dem Krieg gegen Frankreich 1870/71. Auf der Rückseite prangte der Spruch: „ Den gefallenen Kriegern zum Dank, dem Vaterland zum Ruhm, der Nachwelt zum Gedächtnis.“
Doch schon in den ersten Jahren nach dem Ende des Kaiserreiches kümmerten sich weder die Vereine noch die Stadtverwaltung um die Denkmalsstätte. Der Bürgermeister Karl Reumschüssel (1924 bis 1933) wollte das Denkmal umsetzen lassen, weil sich Hühner und Gänse in der Umgebung des Monumentes tummelten und der Platz für das Denkmal unwürdig geworden sei. Aber die Kriegervereine waren damit nicht einverstanden. Erst in der Nazizeit wurde die Ordnung wieder hergestellt.
Das Aus für das Monument kam dann am 08. Juni 1950. „Das Kriegerdenkmal wurde heute zwecks späterer völliger Beseitigung umgelegt. 54 Jahre hat es gestanden, ohne wohl jemandem hinderlich zu sein“. Das war die letzte Eintragung des unvergessenen Ortschronisten Fritz Hummel, die er handschriftlich an den Rand seiner heimatgeschichtlichen Beiträge setzte.
Von Ketziner Bürgern und den Kriegervereinen wurde kurz nach dem 1. Weltkrieg das Aufstellen eines Denkmals für die Gefallenen dieses Krieges gefordert.
Die Stadtverwaltung stimmte zu, aber es fand sich kein Aufstellungsort. Der Bauer Paul Fredrich half dem ab und stellte 1/8 Morgen seines Landes zu Verfügung. Vertraglich wurde geregelt, dass er das Land zurückbekommt, sollte das Denkmal irgendwann einmal entfernt werden. Als Kriegerdenkmal wurde ein großer Findling ausgewählt, auf dessen Vorderseite eine schwarze Granittafel mit den Namen von gefallenen Ketziner Bürgern angebracht wurde. Am 29. Oktober 1922 wurde der riesige Gedenkstein eingeweiht. Schon zwei Jahre später erfolgte eine Ergänzung der Namenstafel, weil nicht alle gefallenen Ketziner 1922 aufgeführt waren. 
Aber auch die Pflege dieser Anlage brachte der Stadt Probleme. 1926 wurde durch die Firma Späth die Denkmalsanlage gärtnerisch gestaltet. Die Friedhofsgärtner sollten danach die Pflege übernehmen. Es klappte aber nicht. 1929 sollte die Anlage eingezäunt werden, aber der Magistrat lehnte das ab. Auch die Beräumung, der während der Heldengedenkfeiern niedergelegten Kränze erfolgte nicht, sodass sich der Bürgermeister ständig selbst darum kümmern musste. 1938 lehnte Dr. Helmuth Späth die neue Bepflanzung der Denkmalsanlage ab und wies den Bürgermeister daraufhin, dass die Gartenbaubetriebe der Stadt diese Aufgabe übernehmen sollten. Das geschah dann auch.
Eine Begebenheit aus den 50ger Jahren brachte die Ketziner zum Kopfschütteln. Plötzlich wurde über der Gedenktafel mit den Gefallenen des 1. Weltkrieges das rote Dreieck der politischen Häftlinge in den Konzentrationslagern gemalt und darunter der Spruch: „Die Opfer mahnen“. Der Sinn dieser Maßnahme war wahrscheinlich nur den Genossen der SED-Ortsleitung bekannt. Nach kurzer Zeit verschwand die Bemalung auch wieder.
Heute befindet sich auf dem Terrain dieser Denkmalsanlage noch ein Stein der im 2. Weltkrieg gefallenen Knoblaucher Bürger. Er wurde 1995 von der Kriegsgräberfürsorge vom 1969 verlassenen Knoblaucher Friedhof geborgen. Er stellt in ganz Deutschland eine Seltenheit dar, weil es so kurz nach dem 2. Weltkrieg verpönt war, Gedenksteine mit den Namen der gefallenen Mitbürger aus dem 2. Weltkrieg aufzustellen. Links neben dem Monument aus dem 1. Weltkrieg steht noch ein Stein zum Gedenken an die Opfer von Diktatur und Gewaltherrschaft.
Lange blieb Ketzin ohne neue Denkmäler. Erst 1975, am dreißigsten Jahrestag des Ringschlusses um Berlin durch die 1. Belorussische Front und der 1. Ukrainischen Front wurde dazu ein Denkmal errichtet. Mit der Wende wurde die Gedenktafel gestohlen und ist bis heute nicht aufgefunden worden. Da der Ringschluss das einzige weltgeschichtlich wichtige Ereignis in der Umgebung von Ketzin ist und von allen Feldherren der alliierten Armeen und von Militärhistorikern auf der ganzen Welt beschrieben wird, setzte sich der „Heimatverein Ketzin/Havel e.V.“ dafür ein, dass das Denkmal wieder vervollständigt wird. Am 60. Jahrestag des Ringschlusses wurde eine Kopie der gestohlenen Denkmalstafel wieder an den Granitstein auf dem Ketziner Marktplatz angebracht. 
Als jüngstes Denkmal entstand auf dem Ketziner Städtischen Friedhof eine größere Anlage zum Gedenken an die gefallenen Soldaten der deutschen Wehrmacht und der in ihr integrierten Hilfswilligen. Sie kamen beim Durchbruchsversuch am 4. Und 5. Mai 1945 bei Ketzin ums Leben. Ketzin glich damals einem großen Lazarett. Neben den namentlich bekannten Soldaten, gibt es noch eine kleine Gedenkstätte für den Unbekannten Soldaten. 
Zum Volkstrauertag, der am 2. Novembersonntag stattfindet, wird durch Kranzniederlegungen dieser Toten gedacht.
Marktplatz um 1900    
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