Andreas Lauterberg
Willi Eplinius (1884 - 1966) - Teil 2: Sein Leben beim Film 
Willi Eplinius wirkte bis 1934 hauptsächlich als Kunstmaler und Radierer, war aber auch bei der Schaffung von Theaterausstattungen vor dem 1. Weltkrieg sehr erfolgreich.
Die letzten Jahre seiner Zeit in Ketzin (bis 1934) waren in finanzieller Hinsicht, wenig erfolgreich.

1934 ging er zum Film als einfacher Dekorationsmaler.
Er wohnte ab 3.4.1934 wieder in Werder.
Er muss in Ketzin die "Zeit verschlafen" haben; wenn auch die goldenen Theater-Zeiten vorbei waren, so war doch ein neues Medium sehr stark im Kommen: Der Film.
Beim Film wurden Kulissen benötigt, denn man produzierte größtenteils in Studios. Dort schätzte man seine Fähigkeiten und bald arbeitete er in München, Wien, Rom, Prag und Madrid. Hauptsächlich war er bei der Terra-Filmkunst GmbH, aber auch bei Bavaria Film AG, TOBIS und mehreren kleineren Firmen, die später alle unter der UFA gefasst wurden.

Liste mit Filmen bis 1945, an den er in unterschiedlicher Funktion bei der Kulissengestaltung mitgewirkt hat:

Anschlag auf Schweda (1935),
Land der Liebe (1937),
Salonwagen E 417 (1939),
Frau nach Maß (1940),
Friedemann Bach (1940/41),
Komödianten (1941),
Anuschka (1941/42),
Andreas Schlüter (1942),
Der Strom (1942),
Dr. Crippen an Bord (1942),
Ewiger Rembrandt (1942),
Wenn Du noch eine Heimat hast (1942),
Der ewige Klang (1942/43),
Gabriele Dambrone 1943),
Aufruhr der Herzen (1944),
Intimitäten (1944),
Die Fledermaus (1944/46).

Nach dem 2. WK brach die Deutsche Filmwirtschaft zusammen. Eplinius verlor seine Arbeitsgrundlage und schuf Bilder "en gros" für den Kunsthandel.
Viele Bilder waren auch persönliche Geschenke von ihm
und befinden sich wohlbehütet in Privatbesitz, aber auch im Potsdam-Museum sind drei Aquarelle von ihm archiviert.

1947 gelangt Eplinius wieder zum Film: fand Anstellung bei der DEFA durch Bekanntschaft zum DEFA-Chefarchitekten Willy Schiller, den Eplinius einst beim Theater ausgebildet hatte.

1953 zog Eplinius von Werder nach Potsdam-Babelsberg. Später erhielt Eplinius mit seiner Frau Martha eine Werkswohnung in der Ernst-Thälmann-Str. 200.

Liste mit Filmen der DEFA bei denen Eplinius in unterschiedlichen Funktionen mitgewirkt hat:

Und wieder 48 (1948),
Rotation (1949),
Der Auftrag Höglers (1950),
Der Rat der Götter (1950),
Die lustigen Weiber von Windsor (1950),
Die Sonnenbrucks (1951),
Zugverkehr unregelmäßig (1951),
Geheimakten Solvay (1952),
Karriere in Paris (1952),
Ernst Thälmann - Sohn seiner Klasse (1954),
Ernst Thälmann - Führer seiner Klasse (1955),
Der Richter von Zalamea (1955),
Heimliche Ehen (1955),
Mich dürstet (1956),
Betrogen bis zum jüngsten Tag (1956),
Die Hexen von Salem (1957),
Emilia Galotti (1957),
Die Prämiere fällt aus (1958),
Claudia (1958/59),
Die Entscheidung des Dr. Ahrendt (159/60),
Italienisches Capriccio (1961)


Nicht immer feststellbar, in wie weit er in welcher Position an welcher Stelle er mitgewirkt hat.
Viele der Filme sind heute weniger bekannt, jedoch waren es die allerersten DEFA-Produktionen.

Die Filme hatten natürlich antifaschistischen Charakter. Der Krieg war noch nicht lange beendet. Sie sollten auch zur Bewältigung und Erklärung der jüngsten Geschichte beitragen und zwar oft aus Sicht des kleinen Mannes. "Und wieder 48" allerdings ein Film über Filmaufnahmen zur Revolution von 1848. Erster Film, bei dem Willy Schiller nach DEFA-Gründung wieder bei der Filmproduktion aktiv wurde und Eplinius mit ins Boot holte.
Als Kulissengestalter stand Eplinius sehr weit hinter der Kamera und wurde selten im Vorspann erwähnt.

Eplinius gehörte zu den Szenografen. Weit bevor Schauspieler oder Kameramänner die "Bühne" betraten, arbeiteten sich Filmarchitekten in das Drehbuch ein. Tätigten Überlegungen, wie die Szenen realisiert werden können. Originalschauplätze ? Bauten im Studio? bzw. Außenbereich ? Ist Trick nötig ?
Der ganze Aufbau wurde durchgeplant: was für Kulissenkonstruktionen - wo Beleuchtung - wo flexible Kamerastandorte - wo Schauspieler-Positionen mit Bewegung ?
Kostenkalkulation für den Film
Filmarchitekten fertigten Szenenskizzen
Danach kamen Bühnenbauer, Dekorateure, Beleuchter ..... usw.


Eplinius bei der Arbeit am "Vorsatzmodell" im Film "Der Rat der Götter".

Bei dem Film "Karriere in Paris" (1952) wurden Pariser Straßenzüge benötigt. Hier wirkte Eplinius mit. Die ersten Häuser waren reale Kulissen. Weiter hinten als Prospekt =  große Wand gemalt
Sonne scheint durch Kulisse = kein reales Haus.
Dieser künstliche Straßenzug wurde für verschiedene Szenen umgebaut.
Auf dem DEFA-Außengelände gab es zwei solcher Kulissenstraßen:
Die "Pariser Straße" nach dem o.g. Film benannt, sowie die Berliner Straße, wo später u.a. "Sonnenallee" gedreht wurde.

Bei den Thälmann-Filmen kam Eplinius eine besondere Bedeutung zu. Es waren die ersten DEFA-Farbfilmproduktionen.

Skizzen / Entwürfe sowie Kulissen mussten nun auch in Farbe erstellt werden. Willi Schiller kam mit Graphit und Kohle nicht weit
Die richtigen farbigen Szenenentwürfe lieferte: Willi Eplinius.

Farbiger Szenen-Entwurf im 1. Teil von Willi Eplinius: Karl Liebknecht spricht vom Balkon der Berliner Stadtschlosses zu den Arbeitern: Aquarell von Willi Eplinius

Eplinius schied Ende 1958 mit 74 Jahren aus der DEFA aus. Er stand noch bei Bedarf zur Verfügung; dies spricht für den Nutzen seiner Fähigkeiten beim Film.

Willi Eplinius stirbt mit 82 Jahren am 13. April 1966. Seine Urne wurde auf dem Babelsberger Friedhof in der Großbeerenstraße beigesetzt.



 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

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