Helmut Augustiniak
Das Ketziner Stadtmuseum

Das ehemalige Kantorenhaus Am Markt 5, wurde zuletzt als Heimatmuseum genutzt
Das Ketziner Stadtmuseum teilte das Schicksal zahlreicher kleiner Museen in unserem Lande im Hinblick auf Akzeptanz durch die Abgeordneten, der Stadtverwaltung und übergeordneter Instanzen. Die Vergangenheit und auch die heutige Zeit beweisen, dass nur das Engagement einzelner Personen und ehrenamtlicher Helfer zum Aufbau von örtlichen Ausstellungen führt, die die Historie der jeweiligen Kommune darstellen. Schwer ist es dann, die Einrichtungen am Leben zu erhalten und die notwendigen Geldmittel dafür aufzubringen.
Aus den Archivalien des Brandenburgischen Landeshauptarchives und aus den gründlichen Forschungen des Archäologen Bert Krüger für seine Magisterarbeit, durch die u.a. die ur- und frühgeschichtliche Sammlung des Heimatmuseums Falkensee aufgearbeitet wurde, wird auch die Geschichte der ur- und frühgeschichtlichen Sammlung des Stadtmuseums Ketzin untersucht.
Die Gründung des Ketziner Stadtmuseums geht auf das Jahr 1911 zurück. Durch den Bürgermeister Otto Zesch wurde der Stadt eine umfangreiche Sammlung prähistorischer und historischer Fundstücke aus Ketzin und der Umgebung der Stadt schon 1908 für 3000,00 Reichsmark angeboten, doch die Stadtverordneten lehnten den Kauf ab. Daraufhin kauften der Pastor Johannes Schmidt, der auch im Besitz einer ähnlichen Sammlung war, und vier weitere Bürger 1909 die Zesch´se Sammlung auf eigene Rechnung. Nach der Ablehnung des Kaufes im Jahre 1908 stimmten die Stadtverordneten dem Kauf dann 1911 doch zu. Somit war der Grundstock für das Museum gelegt. 
Das letzte Inventarverzeichnis, wahrscheinlich in den sechziger Jahren des vorigen Jahrhunderts angelegt, verzeichnete vorgeschichtliche Gefäße (germanische 60, wendische 9, Mittelalter 3), Geräte und Schmuck aus Bronze 124, Steinwaffen und Geräte 247, Geräte aus Knochen und Holz 69, Geräte und andere Gebrauchsgegenstände aus Eisen 3. Alle diese Fundstücke waren archiviert und mit ihrem Fundort registriert.
Die ebenfalls umfangreiche Sammlung historischer Fundstücke des in Ketzin von 1906 bis 1924 amtierende Pastor Johannes Schmidt wurde nicht Eigentum der Stadt. Schmidt kam in seinem fünfzigsten Lebensjahr aus Garlitz nach Ketzin und hatte einen aus zahlreichen Gegenden gebildeten Fundus. Nach seiner Pensionierung 1924 gab der Pastor zahlreiche Stücke an das Märkische Museum Berlin, an das Potsdamer Museum und an die Museen Rathenow, Brandenburg und Nauen. Nur die Lausitzer Funde nahm er in seine neue Heimat Bad Saarow mit. Er war der Meinung, dass die Verantwortlichen in Ketzin einer solchen Sammlung nicht die nötige Aufmerksamkeit zukommen ließen.
In der Zeit nach dem 1. Weltkrieg mussten von allen Kommunen in Deutschland wichtigere Probleme gelöst werden, so dass der Unterhalt für kulturelle Einrichtungen zweitrangig war. Der Gründer des Museums Otto Zesch war pensioniert und hatte damit keinen Einfluss mehr auf die Kommunalpolitik der Stadt. Zesch war im kaiserlichen Deutschland groß geworden, hatte hier den größten Teil seiner politischen Laufbahn mit großem Erfolg gelebt und war jetzt von den Sozialdemokraten, die Ketzin regierten, nicht mehr gefragt. 
Auf der Frühjahrstagung deutscher Museen am 15. Und 16. Mai 1925 in Landsberg an der Warthe (heute Gorzow in Polen) wurde dann auch festgestellt, dass Ketzin keine Opfer für sein Museum bringt und dieses damit als aufgelöst zu betrachten sei.
Das war für den Ketziner Magistrat nicht hinnehmbar. Er beauftragte den Pensionär Otto Zesch zu prüfen, "was die Museumssammlung macht". Dieser stellte dann fest, dass die Sammlung in zwei Räumen im kleinen Schulhaus aufbewahrt werde und die Fundstücke mit einer dicken Staubschicht bedeckt seien.
Die Stadtverwaltung zeigte nun Initiative und brachte die Sammlung kurz danach im Albrechtschen Krankenhaus unter und 1932 in den Räumen der Mittelschule.
Zusätzlich zum vorhandenen Fundus wurden eine Mineraliensammlung und 15 ausgestopfte Vögel von den Ketziner Bürgern Johannes Schilsky und Alma Schulz für 550, 00 Mark erworben.
1933 zog das Museum wieder ins kleine Schulhaus, wo es sich auch ursprünglich 1911 befand. Hier wurde es in zwei Räumen untergebracht. Mit der Leitung des Museums wurde der Lehrer Fritz Hummel beauftragt, der seit 1910 in Ketzin lehrte und sich seit 1917 intensiv mit der Ketziner Historie befasste. Er wurde der bedeutendste Ortschronist von Ketzin. Auf seinen Arbeiten greifen alle nachfolgenden Chronisten zurück, die sich mit der Ketzin Geschichte befassen. Aufgrund seiner Arbeit wurde er 1935 zum Stadtarchivar und Ehrenbeamter der Stadt Ketzin auf Lebenszeit ernannt.
Unter Fritz Hummel wurde die Arbeit im Heimatmuseum intensiviert. Die Nazis legten großen Wert auf Heimatpflege. Das führte auch dazu, dass wertvolle Museumsstücke als Geschenk an Nazigrößen gingen. So erhielt der Gauleiter der Ostmark und Oberpräsident von Brandenburg Wilhelm Kube zwei Schwerter aus dem Museumsfundus.
Am 30. September 1946 wurde Fritz Hummel als Museumsleiter abgesetzt.
Die Lehrerin Ursula Kramer wurde seine Nachfolgerin.
Zahlreiche Fundstücke gingen verloren als sie von 1948 bis 1952 an mehreren Standorten in der Stadt untergebracht wurden. 
Nach Ursula Kramer leitete Ambrosius Waurisch das Museum. Er kam aus dem Sudetenland und war an der Bauernhochschule in Paretz als Lehrer angestellt.
1952 wurde durch die VP-Behörden der Kultursaal im VP-Revier Potsdamer Straße 4 für das Museum zur Verfügung gestellt. Weil die Bedingungen zur Unterbringung der Exponate sehr schlecht waren, wurden sie im Jahre 1962 im ehemaligen Kantorenhaus Am Markt 5 untergebracht. Als Ambrosius Waurisch 1964 starb wurden die Exponate eingelagert.
1967 wurde ein Beschluss des Rates des Bezirkes Potsdam erlassen, u.a. das Ketzin Museum zu schließen, weil die finanziellen Mittel dafür fehlten und angeblich kleine Museen keine Zukunft hätten. 
1969 erfolgte die Schließung des Museums und das Gebäudes Am Markt 5 wurde aufgrund seines schlechten Bauzustandes abgerissen.
Bis 1980 waren die Exponate im Rathaus und in der Ketziner Schule untergebracht. 
Ab 1980 bemühten sich besonders Mitglieder der Ortsgruppe der NDPD um das Wiedererstehen des Museums. Die ehrenamtliche Arbeit des Ehepaares Elisabeth und Alfred Damaschke sowie des Lehrers Helmut Bergemann führte dazu, dass das Museum 1982 in der Rathausstraße 32 zu neuem Leben erwachte. Durch den damaligen Bürgermeister Jürgen Fischer wurde es an Elisabeth Damaschke, die als Leiterin des Museums eingesetzt wurde, übergeben.
2002 wurde das Haus geschlossen, da die neuen Eigentümer eine so hohe Miete verlangten, die die Stadt nicht aufbringen wollte.
Seit 2003 ist das Stadtmuseum wieder an den alten Standort von 1911 zurückgekehrt. Es ist im Kultur- und Tourismuszentrum von Ketzin integriert. Einige Vitrinen zeigen prähistorische Funde, weiterhin gibt es eine Dauerausstellung, die sich mit der Vergangenheit Ketzins als Fischer- und Schifferstadt sowie Ziegeleistandort befasst. Ebenso gibt es eine kleine Ausstellung zur Geschichte der Osthavelländischen Kreisbahn.
Geleitet wird das Kultur-und Tourismuszentrum mit dem integrierten Museum von Frau Eva-Maria Kliche. Besonders hervorzuheben sind die im Hause alle sechs bis acht Wochen wechselnden Ausstellungen von Künstlern aus der Region sowie zur Geschichte von Einrichtungen und Betrieben der Stadt Ketzin.
Übergabe des Heimatmuseums an die Leiterin Damaschke durch Bürgermeister Fischer 1982 und Ortschronist Alfred Damaschke   
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