Helmut Augustiniak
Knoblauch - Die Geschichte eines Dorfes, das immer mehr in Vergessenheit gerät
In Knoblauch ist der Feuerteufel unterwegs
Johann Friedrich Ernst Duchstein, wahrscheinlich seit 1815 Prediger in Etzin und Knoblauch, legte nach der Reparatur des Kirchturmes am 22. September 1817 einen Bericht "Geschichtliche Nachrichten von dem Dorfe Knobloch" mit in den Kirchturmknopf. Seine Quelle waren in erster Linie die Kirchenbücher der beiden Gemeinden. Die nachfolgenden Aufzeichnungen sollen aus dem vorhandenen Material nur die interessantesten Ereignisse wiedergeben.
1197 wird Knoblauch zum ersten Mal zusammen mit Ketzin genannt, als die Orte von Otto II. dem Domkapitel zu Brandenburg geschenkt wurden. Damals war Knoblauch eine Filialgemeinde von Ketzin. Um den Anfang des 14. Jahrhunderts muss das Dorf einen eigenen Pfarrer bekommen haben, denn Bischof Friedrich von der Schulenburg vereinigte im Jahre 1360 die Pfarre zu Knoblauch mit der von Etzin. Knoblauch war damals aber "mater" und Etzin "filia". Das Verhältnis der Knoblauchschen Kirche zu der von Etzin kann nicht lange so bestanden haben, wie es 1360 festgesetzt war. Der Pfarrer ist wahrscheinlich nach Etzin gezogen, und Etzin wurde zum Mutterdorf gemacht. Im Jahre 1382 kommt Johann von Knobloch als Priester in Etzin vor und auch 1389 und 1460 wird nur der Pfarrer von Etzin erwähnt, aber nicht wieder von einem Pfarrer zu Knoblauch gesprochen. 
Knoblauch gehörte bis zur Reformation zu den Tafelgütern des Bischofs zu Brandenburg. Danach kam es zum Amte Ziesar. Es entstand beim Dorf ein kurfürstliches Vorwerk, welches erst von kürfürstlichen Pächtern verwaltet wurde und im 18. Jahrhundert durch die Gemeinde in Pacht genommen wurde.
Ein bemerkenswertes Ereignis geschah im Jahre 1510, als der Kesselflicker Paul Fromm aus Bernau aus der Knoblaucher Kapelle eine Monstranz und eine Hostienbüchse stahl. Als Fromm gefasst wurde, gab er unter der Folter zu Protokoll, dass er den größten Teil der Hostien an einen Juden aus Spandau verkauft habe. Nun setzte eine große Judenverfolgung in der Mark Brandenburg ein. Die einzelnen Geschichts- und Geschichtenschreiber, die dieses Ereignis behandelten, gaben dafür unterschiedliche Gründe an. Im Ergebnis dieser Ereignisse wurden zahlreiche Juden in Berlin verbrannt und alle übrigen aus der Mark Brandenburg und sämtlichen Herrschaften des Kurfürsten Joachim I. ausgewiesen.
Wann Knoblauch der Reformation beitrat, ist ungewiss, wahrscheinlich geschah es 1539, als sich der größte Teil der Mark öffentlich zu Luther bekannte.
Nach Meinung des Predigers Duchstein hatte der letzte katholische Geistliche, Marsilius geheißen, sein Amt niedergelegt, das Marzilgersche Bauerngut in Knoblauch übernommen und ist Stammvater dieser im Havelland so zahlreichen Familie geworden. Diese Erklärung ist aber zu einfach. 1197 als Ketzin und Knoblauch durch Otto II. dem Domkapitel zu Brandenburg geschenkt wurde, war unter den Zeugen dieses Aktes ein "Marsilius, Priester von Pessin".
Es ist immer angenommen worden, dass zwischen der Familie "von Knoblauch" und dem Ort Knoblauch ein Zusammenhang besteht. Nun lässt sich leicht denken, dass der Pfarrer Marsilius zusammen mit dem Ritter von Knoblauch nach Brandenburg geritten war, da der Ritter ein Interesse an der Kapelle von Knoblauch hatte, weil dort wahrscheinlich die Begräbnisstätte seiner Familie war. Marsilius war an der Veranstaltung als Pfarrer des neuen Wohnortes der Familie von Knoblauch zu gegen. Verbreitet war der Name im Mittelalter im Rheinland, vor allem in Köln. Hier soll ein römischer Krieger die Stadt gegen den römischen Soldatenkaiser Vitellius verteidigt haben. Die Träger des Namens Marzilger dürfen annehmen, von Rheinländern abzustammen, die mit Albrecht dem Bären ins Havelland kamen. Seit 1571 kann man namentlich die Prediger von Etzin und Knoblauch aufführen.
Im Dreißigjährigen Krieg litten Knoblauch und das gesamte Havelland unter den Kriegslasten und den Gräueltaten der Landsknechte. Am 17. März 1628 erhielt es Einquartierung von einer Kompanie kaiserlicher Truppen. 160 Leute und ihre Tiere mußten zusätzlich versorgt werden. Ketzin, Knoblauch und Weseram mussten einen Heerwagen stellen.
Im Jahre 1675 im Brandenburgisch-Schwedischen Krieg plünderten die Schweden das Dorf und die Kirche, bevor sie am 28.Juni in der Schlacht bei Fehrbellin aus dem Havelland vertrieben wurden.
1741 war Johann Peter Süßmilch ein Jahr Prediger in Etzin und Knoblauch. Er war der Vater der deutschen Statistik und Demografie. Nach seinem Dienst in diesen beiden Orten war er Feldprediger im Ersten Schlesischen Krieg, danach Probst und Oberkonsistorialrat in Berlin-Cölln und wurde 1745 Mitglied Mitglied der Königlich-Preußischen Akademie der Wissenschaften. Er hatte Kontakte zu Lessing und Kant. Der Prediger Duchstein schrieb in der Chronik dazu: "J.P.S. stand nur ein Jahr bei dieser Gemeinde und ward 1741 als Probst nach Köllen an der Spree berufen. Er hat sich durch einige schriftstellerische Arbeiten bekannt gemacht." Man kann schon sagen: eine dürftige Einschätzung für einen so berühmten Amtsbruder.
Unter dem Prediger Gelhar, der ab 1752 auch in Knoblauch wirkte, erhielt die Kirche eine Kanzel und wurde neu ausgemalt. 1770 erhielt das Dorf eine Schule. Es war das ehemalige Haus des Dorfschneiders. Vorher gingen die Schüler nach Etzin zum Unterricht. 1773 und 1777 brannten mehrere Gehöfte im Dorf ab. Sie waren durch Blitze entzündet worden. 1803 erfolgte eine Schul- und Kirchenvisitation in Knoblauch, die in den "Moralisch-religiösen Annalen von Etzin und Knoblauch, vorgelegt von Inspektor Haustein" festgehalten ist.Sie fällt kein gutes Urteil über den inhaltlichen Zustand dieser beiden "Anstalten". Am 9.November plünderten französische Truppen das Dorf und legten ihm Kontributionen auf, die die Gemeinde verarmen ließen. Die Feierlichkeiten zum Sieg über Napoleon waren in Knoblauch verbunden mit der malermäßigen Ausschmückung der Kirche. 1847 erhält das Dorf eine neue Schule. Das Leben im Dorf geht seinen Gang. Der Deutsch-Französische Krieg wird bejubelt. Es bildet sich ein Kriegerverein. Der Erste Weltkrieg beginnt. 92 Knoblaucher ziehen in den Krieg, viele von ihnen kehren nicht zurück. 1916 wird auf den Feldern aufgrund schlechter Witterungsverhältnisse nur die Hälfte der Ernte im Vergleich zum Vorjahr eingebracht. In den Kriegsjahren bevölkern "Hamsterer" aus Berlin das Dorf. Die Bauern machen dabei gute Geschäfte.
Die Abdankung des Kaisers nach dem Krieg wird vom Ortschronisten bedauert. Die politischen Veränderungen in Deutschland hinterlassen in Knoblauch kaum Spuren. 1932 brennen nacheinander acht Gehöfte in Knoblauch. Ein Feuerteufel ist unterwegs. Er wird aber nicht gefasst. Die Bauern haben ihre Gebäude gut versichert.
Im Zweiten Weltkrieg wimmelt es in Knoblauch von Einquartierungen. Eine Flak-Scheinwerferabteilung wird im Schulhaus einquartiert. 1941 zeigt der Bürgermeister von Knobloch den Händler Kahlow an, weil er die Dorfbevölkerung zu gut mit Fisch, Äpfeln und Apfelsinen versorgt. Dies stellte sich als unbegründete Denunziation heraus, aber ein Sohn des Händlers wurde aufgrund dieser Meldung an die Front geschickt. Die ersten Knoblaucher werden als "Für Führer, Volk und Vaterland gefallen" gemeldet. 1945 wird das Brennmaterial für die Schule beschlagnahmt, weil der Dorfbäcker sonst kein Brot backen kann. 350 Flüchtlinge sind im Dorf. Am 21. April 1945 rückt die Rote Armee ins Dorf ein. Für die Knoblocher ist der Krieg vorbei. Die Kaufmannsläden im Dorf werden von der Bevölkerung geplündert. Wer angefangen hat, weiß keiner. Am 4. Mai versuchen deutsche Truppen über Knoblauch und Tremmen nach Westen durchzubrechen. Sie verschanzen sich an der Chaussee zwischen Vorketzin und Etzin. Eine Kapitulation gegenüber einem Parlamentär wird von ihnen abgelehnt. Daraufhin beginnt der Kampf.. Die Knoblaucher Windmühle verbrennt, die Kirche und das Arbeiterhaus des Bauern Frehlandt werden beschädigt, Pulsens Stall und mehrere Scheunen zerstört, Maiers Wohnhaus ein Trümmerhaufen, seine älteste Tochter tot. 51 deutsche und fünf Rotarmisten werden begraben. Noch lange danach werden in den Fluren von Knoblauch verrostete Waffen, Soldbücher, Orden und Stahlhelme gefunden ... 
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