Helmut Augustiniak | |
Die Fürsten zu Anhalt in Ketzin | |
Ketzin,
jahrhundertelang im Besitz der Bischöfe von Brandenburg bzw. des Amtes
Ziesar, kann sich nicht mit dem Vorhandensein eines Herrensitzes oder
eines anderen bemerkenswerten Bauwerkes schmücken. Auch die
evangelische Kirche überschreitet von ihrer historischen Bedeutung her
nicht den Durchschnitt sakraler Bauwerke in der Mark Brandenburg. |
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Weitere
Zeugnisse über den Aufenthalt der Fürsten sind nicht bekannt. Das
Landeshauptarchiv Sachsen – Anhalt schreibt auf unsere Nachfrage, daß
„in den einschlägigen Beständen des hiesigen Archivs und in der
vorhandenen Literatur zur anhaltinischen Geschichte ...... sich bisher
leider kein Hinweis auf einen Aufenthalt anhaltinischer Fürsten in
Ketzin (fand)“. Johann
starb im Jahre 1551, als die Pest ihren Höhepunkt im Anhaltinischen
erreichte. Die Vormundschaft über seine unmündigen Kinder übernahmen
seine Brüder Georg III. (1507 – 1553) und Joachim (1509 – 1561).
Georg III. war ab 1545 Bischof in Merseburg und weilte daher außer
Landes. Joachim regierte ab 1546 im Dessauer Anteil des anhaltinischen Fürstentums.
Er sorgte dafür, daß die „junge Herrschaft“
wegen der Pestgefahr das Land verließ. Der älteste Sohn
Johannes IV., Karl hielt
sich zu diesem Zeitpunkt bereits am Hof seines Onkels, des Kurfürsten
Joachim II. zu Brandenburg, auf. Seine Brüder
Joachim Ernst und Bernhardt folgten ihm vermutlich vor 1552
dorthin. |
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Ketzin
bestand in diesen Jahren aus ca.100 Fischer- und Handwerkerhäusern, die
mit Stroh oder Schilfrohr gedeckt waren. Die Wege zwischen den Häusern
waren nicht gepflastert. Wenn es regnete, waren sie so aufgeweicht und
morastig, daß die Fußbekleidung
darin stecken blieb. Die Fürstenkinder hätten hier wie in der
Verbannung gelebt. Traut
man einem Bischof zu, seine
„lieben Vettern“ völlig zu isolieren ? Die Abkömmlinge des Fürsten
von Anhalt kamen aus einer verseuchten Gegend, in der die Pest sehr
viele Menschen dahin raffte. Selbst der Vater der Prinzen starb in
dieser Zeit. Der Landesherr und auch der Bischof von Brandenburg werden
sich gesagt haben, daß ihnen durch die Ankunft der Prinzen die Gefahr der Ansteckung drohen könnte und schickten sie
deshalb in das recht isoliert liegende Ketzin. Wollen wir wirklich klären, ob die Fürsten von Anhalt in Ketzin residierten, können sich eventuell Hinweise aus der Korrespondenz zwischen dem brandenburgischen und anhaltinischen Fürstenhäusern aus dieser Zeit ergeben. Der Briefwechsel befindet sich im Landeshauptarchiv Sachsen – Anhalt. Bevor dort geforscht wird, genügen den Ketzinern erst mal die Hohenzollern in Paretz.
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