Helmut Augustiniak
Stiftungen in Ketzin

Friedrich Albrecht Pastor Knuth
In Ketzin gab es Anfang des 20. Jahrhunderts zwölf Stiftungen, die mildtätigen und familiären Zwecken dienten.
Die größte und auch bekannteste war die „Friedrich-Albrecht-Stiftung“. Der Stifter war zu dieser Zeit der reichste Mann in der Stadt. Die Familie besaß umfangreiche Ländereien und mit dem Entstehen der Ziegelproduktion auch eine Ziegelei. Zum Gedenken an seinen in Algier verstorbenen Sohn stiftete Albrecht 1898 ein Krankenhaus. Er stellte eine Bedingung. Jedes Jahr am 16. Oktober, dem Geburtstag seines Sohnes, sollte das Bildnis des Sohnes auf Kosten der Stadt im Arztzimmer umkränzt werden. Der Betrieb des Hauses musste von der Stadt finanziert und organisiert werden. In den zwanziger Jahren des vorigen Jahrhunderts war es größtenteils Wohnhaus. Wahrscheinlich rentierte sich der Betrieb nicht. Das Krankenhaus stand zu manchen Zeiten leer. Am 1.7. 1933 übernimmt es der „Provinzialausschuss für Innere Mission in der Provinz Brandenburg“ als Gebäude für ein Altersheim. Heute beherbergt es eine Praxisgemeinschaft mit drei Medizinern. 
Der Ziegeleibesitzer Kommerzienrat Martin Mannheimer errichtete 1895 die „Michaelis Martin Mannheimer Stiftung“. Das Stiftvermögen betrug 3000, 00 Mark. Die Zinsen, die aus dem Stiftsvermögen flossen, wurden immer am 26. April jeden Jahres an die Stadtarmen verteilt.
Sein Sohn Robert Mannheimer wollte 1903 das Vermögen um 1000, 00 Mark erhöhen. Bürgermeister Otto Zesch versuchte ihn aber zu überzeugen, dass er das Geld für soziale Einrichtungen der Stadt stiften könnte. Ein Gespräch zwischen den Beiden kam nie zustande, da Robert Mannheimer sehr selten in Ketzin weilte. Eine Akte über eine „Robert Mannheimer Stiftung“ wurde von der Stadtverwaltung angelegt, aber ein Statut fehlte. 
1917 starb Robert Mannheimer, von seinen Erben wurde das Stiftungsvermögen noch einmal um 2000, 00 Mark erhöht. Das Geld der „Robert Mannheimer Stiftung“ wurde der „Kaiser Wilhelm Auguste Viktoria Stiftung“ zugeführt und sollte zum Bau eines Altersheims verwendet werden.
Die „Kaiser Wilhelm Auguste Viktoria Stiftung“ wurde 1906 aus Anlass der Silberhochzeit des Kaiserpaares gegründet. Der Stiftungsfonds betrug 3000,00 Mark und sollte der Grundstock für den Bau und die Unterhaltung eines Altersheimes in Ketzin sein. Der Magistrat verwaltete die Stiftung. Die Zinsen wurden der Stiftung zugeführt, ebenso Überschüsse aus der Verwaltungstätigkeit.
1929 wurde das Stiftungsvermögen durch die Aufwertung der deutschen Währung auf 4,26 Reichsmark festgesetzt. Es geht in einen Fonds zur „Ansammlung zum Bau eines Altersheimes“ ein.
1912 wurde die „Kaiser Wilhelm Jubiläumsstiftung“ ins Leben gerufen. Auf Beschluss des Deutschen Städtetages sollten alle Städte unter 25 000 Einwohnern eine „gemeinnützige Einrichtung zum Regierungsjubiläum Sr. Majestät des Deutschen Kaisers“ gründen. Ketzin bewilligte 1500, 00 Mark für die Huldigung Sr. Majestät. Die Zinsen des Stiftungsvermögens dienten der Jugendpflege. Wurden über einen Zeitraum von drei Jahren keine Mittel für den Stiftungszweck angefordert, ist der Fonds der „Kaiser Wilhelm Auguste Viktoria Stiftung“ zuzuführen. Es kam anders. Das Vermögen wurde für die Kriegsanleihe zur Verfügung gestellt. 
Den Grundstock für zwei mildtätige Stiftungen bildeten Sammlungen Ketziner Bürger.
Von 1882 bis 1939 bestand die „Knuth Stiftung“ in Ketzin. Anlässlich des 50sten Dienstjubiläums des Superintendenten und Pastors Karl Friedrich Wilhelm Knuth, der von 1860 bis 1881 in Ketzin tätig war, spendeten 28 Bürger 450, 00 Mark. Diese dienten als Stiftungsvermögen und wurden in verschiedenen Pfandbriefen angelegt. 5, 00 Mark der Zinsen wurden jedes Jahr der Stiftung wieder zugeführt. Der übrige Teil wurde zu Weihnachten an bedürftige Kinder verteilt. Im Dritten Reich wurden die Zinsen, abzüglich 5,00 Reichsmark, an NS – Verbände überwiesen. 1938 erhielt der Ortsbeauftragte des „Winterhilfswerkes des Deutschen Volkes“ 1,46 RM. 1939 erlosch die Stiftung.
Eine gleichartige Stiftung wurde von seinem Nachfolger Karl Wilhelm Reinhold Rüthnik eingerichtet. 52 Bürger spendeten 297,50 Mark. Davon wurde die „Pastor Rüthnik Stiftung“ gegründet. Im Laufe der Jahre wurde das Vermögen auf 1000,00 Mark erhöht. Von den Zinsen wurden 5,00 Mark dem Stiftungsfond wieder zugeführt. Das übrige Geld wurde immer am 12. November, dem Geburtstag des Pastors, an zwei arme würdige Bürger, einem Mann und einer Frau, verteilt. 1929 erlosch die Stiftung. Durch die Aufwertung der Mark betrug das Vermögen nur noch 0,38 Reichsmark. Die Summe wurde dem „Fonds zur Ansammlung zum Bau eine Altersheims“ zugeführt.
Die folgenden Stiftungen dienten der Pflege der Begräbnisstätten der Stifter und deren Familien. 
1897 wurde vom Rentier Karl Frensche die „Frensche Stiftung“ begründet. Das stiftungsvermögen betrug 400,00 Mark. 2/3 bis 3/4 der Zinsen dienten der Erhaltung des Erbbegräbnisses, das restliche Geld fließt dem Stiftungsvermögen zu. Sollte der Friedhof aufgelöst werden, sollen die Zinsen im selben Verhältnis zur Weihnachtsbescherung armer Kinder genutzt werden. Die Stiftung erlosch 1923.
Die „Stiftung Poltersdorfscher Erben“ wurde vom Gärtnereibesitzer Wilhelm Poltersdorf 1920 gegründet. Das Vermögen wurde für die Pflege des Erbbegräbnisses der Familie verwandt.
1929 erlosch die Stiftung, weil das Vermögen von 1578 Papiermark auf 14,12 Reichsmark aufgewertet wurde.
Ebenso erging es der „August Priem Stiftung“. Der Pensionär August Priem bestimmte, dass sein Vermögen zur Pflege seines Grabhügels zu verwenden sei. Die Stadtverordnetenversammlung stimmte dem zu und übernahm das Geld am 08.12.1922. 
Die 1920 von der Witwe Henriette Fehlow gegründete „Henriette Fehlow Stiftung“ bestand bis 1932. Das Vermögen sollte zur Pflege ihres und ihres Mannes Grabes verwandt werden. Als das Vermögen 1929 aufgewertet wurde und nur noch 8,98 RM betrug, ließ sich die Stifterin das Geld 1932 auszahlen.
1909 bestimmte der Hofmeier des Gutsbesitzers Wilhelm Albrecht in seinem Testament, dass 600, 00 Mark seines Vermögens zur Errichtung eines Denkmals für sich und seine Frau auf dem Ketziner Friedhof zu verwenden sei. Testamentsvollstrecker war sein Dienstherr. 1929 betrug das Stiftungsvermögen durch die Geldaufwertung in Reichsmark nur noch 0,19 RM. Es wurde dem „Fonds zur Ansammlung des Baues eines Altersheimes“ zugeführt. 
Noch vor Beginn des 2. Weltkrieges waren alle Ketziner Stiftungen erloschen.
Ein Neubeginn der Stiftungsgründungen begann 2010 mit der „Stiftung Paretz“.
   
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